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Das Tabu

Die Rind-Studie hat ein Tabu gebrochen. Was wir hier untersuchen wollen, ist die Frage wer nun Recht hat - die politisch korrekte Position oder die Tabubrecher.

Die kritische Frage lautet:

Wie schädlich sind sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern, bei denen die Kinder freiwillig mitmachen?

Die politisch korrekte Antwort - nennen wir sie PC-Position - lautet:

Sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern führen in jedem Fall zu erheblichen Schäden, völlig unabhängig davon, ob das Kind freiwillig mitmacht oder nicht.

Die Gegenposition - nennen wir sie Tabu-Position - ist

Schäden aus sexuellen Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern, bei denen die Kinder freiwillig mitmachen, sind, wenn es sie überhaupt gibt, so gering dass sie noch nicht nachgewiesen sind.

Indizien für die Tabu-These

Wer hat nun recht? Das Problem bei der Beantwortung dieser Frage ist, dass das Instrument, welches wir normalerweise zur Beurteilung solcher Sachfragen verwenden - die Wissenschaft - hochgradig durch politischen Druck beeinflusst ist. Diese Zensur der Wissenschaft findet in Amerika inzwischen sogar völlig offen statt, aber es ist anzunehmen, dass sie (weniger offen) auch in allen anderen westlichen Staaten stattfindet.

Auf welcher Basis können wir also entscheiden, wo die Wahrheit wirklich liegt? Wir können den Aussagen der zensierten Wissenschaft nicht direkt vertrauen. Genausowenig wollen wir blind annehmen, die von der Zensur verbotene Position sei richtig.

Der sichere, aber für den Laien zu arbeitsaufwendige Weg wäre es, die existierende wissenschaftliche Literatur selbst zu studieren, oder, mit anderen Worten, die Studie zumindest teilweise selbst noch mal nachzuvollziehen. Ich selbst habe mir einen solchen Überblick verschafft, und mein Eindruck stimmt qualitativ mit den Ergebnissen der Studie überein. Allerdings gibt es in unserem Fall genügend andere Indizien dafür, dass die verbotene Position der Wahrheit näher kommt als die politisch korrekte:

Beurteilung der Rind-Studie

Die Studie, die den Skandal ausgelöst hat, da ihre Ergebnisse eher der Tabu-These entsprechen als der PC-These, ist in einer anerkannten Fachzeitschrift veröffentlicht worden. Nach der Veröffentlichung, als die Studie Aufsehen erregte, wurde der Prozess der Begutachtung vom Herausgeber noch einmal überprüft, und außerdem noch eine unabhängige Überprüfung durchgeführt. Die ergab, dass die Studie den augenblicklichen Standarts entspricht, und die Methodologie der entspricht, die in den Nationalen Gesundheits-Instituten zum Entwickeln von Richtlinien verwendet wird (Dr. Fowler)

Es ist klar, dass man mit genügend großem politischen Druck eine spätere Distanzierung von diesen Begutachtungsergebnissen erzwingen kann. Daher kann auch die Veränderung von Positionen unter politischem Druck Informationen darüber liefern, was die Leute wirklich denken, und was Lippenbekenntnisse unter politischem Druck sind. Eine solche Entwicklung kann man bei der APA nachvollziehen. Zuerst bezeichnete Dr. Fowler die Studie als "gute Wissenschaft", dann distanziert man sich nach und nach mehr.

Bezeichnend ist jedoch die Art und Weise, mit der man versuchte, auf den politischen Druck zu reagieren. Erst versuchte man, die Studie selbst zu verteidigen, indem man behauptete, sie sei lediglich in den Medien falsch dargestellt worden. Später "distanzierte" man sich von einigen Positionen der Autoren. Die angeführte Differenz ist lediglich eine moralische Position, keine Faktenbehauptung: man findet, dass Kinder nicht in der Lage sind, sexuellen Aktivitäten zuzustimmen, und solche Aktivitäten nicht als akzeptabel oder harmlos betrachtet werden sollen. Damit wird jedoch auch nicht der wissenschaftliche Wert der Studie angezweifelt.

Wir stellen also fest, dass trotz aller Distanzierung, die offensichtlich nur unter politischem Druck erfolgte, der wissenschaftliche Inhalt der Studie nicht bezweifelt wird. Dies kann sich unter weiterem politischen Druck natürlich jederzeit ändern. Aber sollte uns dies daran hindern, die ursprüngliche Position der vorzuziehen, die aufgrund von politischem Druck modifiziert wurde?

Meta-Analyse

Wichtiges Indiz ist die Art der aufrührerischen Studie selbst. Sie untersucht nicht die Realität selbst, sondern fasst die Ergebnisse anderer Studien zusammen. Also muss man, um die Resultate der Studie zu verwerfen, entweder all die Studien, deren Ergebnisse sie zusammenfasst, verwerfen, oder die Methodologie der Studie selbst. Die letztere ist, wie gesagt, doppelt geprüft.

Einen Grund, die Studien, auf denen die Meta-Analyse basiert, anzugreifen, gibt es schon gar nicht. Eine Konspirationstheorie, bei der Wissenschaftler, deren politisch konforme Haltung zur tabuisierten Frage man meist schon aus ihrer Wortwahl erkennen kann, "falsche" Zahlen in ihre Arbeiten schmuggeln?

Wenn überhaupt, dann kann man diesen Studien das Gegenteil vorwerfen - dass sie nicht selbst bereits die politisch unerwünschten Schlüsse gezogen haben, wegen derer die die Meta-Analyse angegriffen wurde. Nachdem der politische Druck jetzt so offensichtlich geworden ist, wird allerdings verständlich, warum sie diese Schlussfolgerungen nicht gezogen haben.

Einfache Überlegungen

Außerdem scheinen ein paar einfache Überlegungen angebracht, ob die politisch korrekte Position überhaupt sachlich richtig sein kann. Denn, selbst wenn man annimmt, dass auch einvernehmliche pädophile Kontakte psychische Spätfolgen haben - wieso sollten es dieselben sein wie bei Vergewaltigungen? Ein Kind mag eine einvernehmliche Handlung später negativ werten - sich nachträglich manipuliert oder betrogen fühlen. Aber wieso sollte dies auch nur vergleichbar sein mit den Gefühlen, die ein Kind hat, welches genötigt oder gar vergewaltigt wird?

Daher scheinen mir Behauptungen über Schäden, die keinerlei Unterschiede zwischen Vergewaltigungen und einvernehmlichen Beziehungen machen, von vornherein suspekt.

Das harmlose sexuelle Handlungen von Kindern von der Gesellschaft als höchst gefährlich eingeschätzt werden können, zeigt unsere eigene Geschichte am Beispiel der Onanie. Insofern erscheint die Theorie der anderen Seite, einvernehmliche Beziehungen seien harmlos und das Ganze eine Hysterie, durchaus plausibel. Der hysterische Charakter der Diskussion um sexuellen Missbrauch ist zumindest teilweise ja schon von vielen bemerkt worden.

Vom wissenschaftlichen Standpunkt ist die Position, einvernehmlicher Sex sei harmlos, schon nach Ockham's Rasiermesser vorzuziehen - er führt keine Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen ohne Notwendigkeit ein. In der Sprache der Statistik wäre dies die Nullhypothese (Folgen einvernehmlicher Kontakte hängen nicht vom Alter ab).

Das Hauptgegenargument

Das wesentlichste Gegenargument ist die Behauptung von den vielen hunderten Arbeiten, die angeblich alle zu einen anderen Ergebnis kommen: sexueller Missbrauch ist schädlich.

Was ist dies für eine Art von Behauptung? Kann man sie nachprüfen, kritsieren? Ja, man kann. Dies ist allerdings aufwendig - man muss sich all diese Arbeiten ansehen und auswerten. Also man muss genau das machen, was Rind et al. in ihrer Studie gemacht haben. Mit anderen Worten, die Studie selbst, und der Fakt, dass die Methodologie der Studie nicht bezweifelt wird, zeigt, dass dieses Gegenargument einfach sachlich falsch ist.

Sicherlich kann man bezweifeln, ob die Studie recht hat, und eine eigene Meta-Analyse durchführen, vielleicht sogar mit besserer Methodologie. Aber ohne eine solche Meta-Analyse ist die Behauptung einfach nicht auf dem aktuellen Stand der Forschung. Und eine quantitative Meta-Analyse ist bessere Wissenschaft als ein Durchlesen der Abstrakts nach dem Kriterium, ob der Autor meint, seine Ergebnisse würden auf Schäden durch sexuellen Missbrauch hinweisen.

Die Methode, die Arbeiten nach der Meinung ihrer Autoren zu bewerten, hat ausserdem unter den Bedingungen offensichtlicher moralischer Zensur eine immense Fehlerquelle - selbst wenn die Zahlen anderes sagen, ist nicht zu erwarten, dass die Autoren es klar und deutlich sagen, wenn die Zahlen den moralischen Tabus widersprechen. Die Arbeit von Richter-Appelt ein schönes Beispiel.

Resume

Es gibt eine Menge von Indizien, dass die tabuisierte These richtig ist:

Schäden aus sexuellen Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern, bei denen die Kinder freiwillig mitmachen, sind, wenn es sie überhaupt gibt, so gering dass sie noch nicht nachgewiesen sind.