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Oest

Höchstnöthige Belehrung und Warnung für Jünglinge und Knaben, die schon zu einigem Nachdenken gewöhnt sind.

(1787)

Oest klagte, daß "Knaben und Jünglinge, die sich dem Laster der Selbstschändung überlassen, um so viel geschwinder ihre Gesundheit zerstören müssen, weil ihr Körper noch nicht sein Wachsthum und seine Stärke errreicht hat. Ihre Glieder und Nerven sind schwach und leicht zu zerstören; auch unternimmt die Natur von dem Augenblick an, da ein Knabe in dies traurige Laster verfällt, nichts zur Vervollkommnung des Körpers. Sie läßt all ihre Geschäfte liegen und sinkt in Trauer und Mutlosigkeit"

Oest verharrt nicht in trockener Theorie; er selbst kannte solche unglücklichen Geschöpfe:

"Noch sehr lebhaft erinnere ich mich seit meiner frühen Jugend her eines dreizehnjährigen jungen menschen. Unschuld hatte seine Wangen geschmückt und der ganze reizende Bau seines Körpers zeugte von Jugend und Kraft. Seine freie offene Miene verkündete sein gutes Gewissen, und all liebten den frohen Jüngling. Ein böses Beispiel weckte den unglücklichen Trieb in ihm auf. Er ließ sich zur Selbstschwächung verführen, und ging nach Verlauf eines Jahres verwelkt und traurig einher. Er erkannt und bereute seine That, oft, wie ich nachher überzeugt worden bin, mit vielen Thränen; aber keine Reue brachte ihm zurück, was verloren war. Ich habe ihn seit der Zeit nie froh gesehen.

Ein anderer Knabe, nicht fern von meinem Geburtsorte, verfiel von selbst auf eine solche Mißhandlung seines Körpers. Was er für tägliches Elend ausgestanden haben mag, ist mit unbekannt. Er war kaum füngzehn Jahre alt, als er an der Auszehrung starb.

In einer gewissen Stadt starb ein neunjähriges Kind an den Folgen dieses Lasters, nachdem es schon geraume Zeit vorher völlig blind geworden war. Solche Beispiele sind schreckhaft und zeigen uns das laster der Selbstschändung in seiner ganzen Abscheulichkeit."


zitiert nach Leopardi 1988, S. 56.