[Base] [Index]

Fontaine J. la

The Extend and Nature of Organized and Ritual Abuse

(1994)

Research Findings

1994. HMSO P.O.Box 276, London, SW 8 5DT

Kommentare


Was auf sachlicher Ebene tatsächlich bekannt ist, stammt aus der einzigen bisher existierenden Studie. Sie trägt den Titel "The Extend and Nature of Organized and Ritual Abuse" (Ausmaß und Wesen organisierten und rituellen Mißbrauchs) und ist ein Bericht der Anthropologin Jean S. La Fontaine für das britische Gesundheitsministerium. Die Untersuchung sorgte im April 1994 in London für sensationelle Schlagzeilen ("Staatliche Studie ergab, daß satanischer Mißbrauch nicht existiert"; "Satanischer Mißbrauch angeblich harmlos") und kommt zu folgenden Schlüssen über die Fälle rituellen Mißbrauchs, über die in den letzten Jahren in Großbritannien berichtet wurde:

Der Bericht kommt zu dem Schluß, daß die christlich-evangelikale Kampagne gegen neue religiöse Bewegungen ein mächtiger Faktor war, der zu Berichten über satanischen Mißbrauch ermunterte. Doch "eine ebenso große Rolle für die Verbreitung von Vorstellungen über satanischen Mißbrauch in Großbritannien spielen die britischen und amerikanischen 'Spezialisten'. Ihre Angaben und Qualifikationen werden selten überprüft. Viele ihrer Informationen, besonders über Fälle in den Vereinigten Staaten, sind unzuverlässig."

Der Bericht kommt außerdem zu folgender Schlußfolgerung: "Der Glaube an einen Kult des Bösen ist deshalb so überzeugend, weil er sich mächtiger kultureller Axiome bedient. Die Leute scheuen sich, zu glauben, daß Eltern, selbst solche, die als soziale Versager eingestuft werden, ihren eigenen Kindern Leid zufügen und sogar andere dazu auffordern - aber ein Paktieren mit dem Teufel ist eine Erklärung dafür. Die Vorstellung, daß unbekannte, mächtige Führer den Kult kontrollieren, belebt einen alten Mythos vom gefährlichen Fremden. Eine Dämonisierung der Armen am Rande der Gesellschaft, die mit unbekannten Satansanhängern im Bunde stehen, macht aus schwer einzuordnenden Mißbrauchsfällen Manifestationen des Bösen."

Fazit: In drei Fällen bestätigte sich der Verdacht auf sexuellen Mißbrauch in einem rituellen Kontext. In zwei weiteren Fällen gab es einige Beweise dafür, daß Erwachsene sich verkleideten und Kinder mißbrauchten. in 79 (von 84) untersuchten Fällen angeblichen organisierten Mißbrauchs wurden keine substantiellen Beweise für irgendwelche Rituale gefunden.

(aus Armstrong 1994, p. 262-264)