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[Kommentar]


Statt eines Nachworts: Gibt es einen Mißbrauch mit dem Mißbrauch?

[p.308]

Die Täterlobby formiert sich

[S.309] In Abgrenzung zu der sehr rigiden Sexualerziehung in den meisten Elternhäusern wurde Prof. Dr. Helmut Kentler in den siebziger Jahren als Experte für Sexualerziehung gefeiert. Allerdings ohne die gebotene Distanz, denn Kentlers Schriften der letzten zwanzig Jahre offenbaren ein teilweise äußerst unkritisches Verhältnis des Autors zu sexuellen Übergriffen. [...]

[S.310] Sein unkritische Haltung gegenüber Pädophilie offenbart der Autor in Schriften, in denen er die Position vertritt, dass homosexuelle Beziehungen zwischen Pflegepersonen und Pflegekind nicht unbedingt eine Schädigung des Kindes zur Folge haben. [...] Die Aussagen des Professors bagatellisieren zudem die Folgen sexueller Gewalt. [...]

Nicht nur Prof. Dr. Helmut Kentler, sondern auch Michael Baurmann vom Bundeskriminalamt und Prof. Dr. Walter Bärsch, Ehrenvorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes, engagierten sich für die Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität. Während Michael Baurmann seine Ämter innerhalb der "AHS" niederlegte, als ein Vorstandsmitglied dieses Vereins wegen Pädophilie vor Gericht stand, trat Walter Bärsch erst im Sommer 1994 auf massivsten Druck der Medien und Fachöffentlichkeit sowie der Basis des Kinderschutzbundes aus der "AHS" aus.

[S. 314] Keinesfalls sollen hier Professor Schade, Professor Sielert und Frank Herrath als pädophilenfreundlich diffamiert werden, doch zeigen diese Beispiele, wie leicht sich einige Wissenschaftler von Täterlobbyisten instrumentalisieren lassen.

[S.315] Dort dozierte auch eine aus den Medien recht bekannte Person, die sich mehr durch Polemik als durch wissenschaftliche Genauigkeit auszeichnet: Katharina Rutschky. Die Berliner Schriftstellerin räumte in der Fachdiskussion über sexuelle Gewalt mal richtig auf und gab ihre kinderfeindliche Position zu erkennen. [...]

Ebenso ignorant gegenüber dem emotionalen Erleben kindlicher Opfer äußert sich Rutschkys Mitstreiter, der Begründer des Berliner Kinderschutzzentrums Prof. Dr. Reinhart Wolff. Er vertritt die These, das 'Berühren/Streicheln der Brüste, der Vagina, des Penis, des Hinterteils eines/r Minderjährigen bzw. das Verlangen nach Berühren der eigenen Sexualorgane (intime Zone) des Erwachsenen (Masturbation)' nur eine geringe Traumatisierung zur Folge habe. [...]

[S.316] [...] Rüdiger Lautmann, ein alter Kollege von Bärsch, Baurmann, Borneman und Kentler im Kuratorium der "AHS", interviewte "Knabenliebhaber" und "Maedchenfreunde". [...] Prof. Kentler, der seine Publikationen u.a. bei Beate Uhse verlegt, bewertet die skizzierten Lautmannschen "Erkenntnisse" als empirisch gut abgesichert. [...] Bleibt zu hoffen, daß die Deutsche Forschungsgemeinschaft dies anders bewertet, sich schnellstens öffentlich von dieser Studie distanziert und statt dessen die Gelder für die Erforschung der Situation der Pädophilieopfer zur Verfügung stellt.

[S. 317] Die Liste der Vertreter von pädophilenfreundlichen Positionen läßt sich fortschreiben, [...] bis hin zu den beiden Herausgebern der Zeitschrift "Paidika - Journal of Paedophilia" Frits Bernard und Theo Sandfort. [...]

Deren Einfluss ist z.B. daran abzulesen, dass es der "AHS" Ende der achtziger Jahre fast gelungen wäre, vom Bonner Familienministerium Gelder für das Modellprojekt "Täterarbeit" zu erhalten. Nur die von engagierten Frauen vorgetragenen Hinweise auf die pädophilenfreundlichen Positionen der "AHS" bewahrten die damalige Frauenministerin Rita Süßmuth und ihre MitstreiterInnen davor, den "Bock zum Gärtner" zu machen.

Ob Männerinitiativen, Kinderschutzbund, parteiliche Beratungsstellen oder feministische Projekte - wir alle haben uns der Tatsache zu stellen, dass es auch in unseren Reihen Täter (Täterinnen) und LobbyistInnen der Gegenbewegung gibt. [...]

[S. 319] Ein solches Vorgehen schadet - ebenso wie auf der anderen Seite der Versuch von Katharina Rutschky, Reinhart Wolff und ihren Mitstreitern, mit Hilfe einer zu eng gefassten Definition von sexueller Gewalt das wahre Ausmaß der sexuellen Ausbeutung von Kindern zu leugnen.