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Bender & Blau

The reaction of children to sexual relations with adults

Am. J. Ortho., S. 500 ff. (1937)

Bender und Blau bzw. Bender und Grugett versuchten, eine Panel-Studie mit 16 Personen (11 Mädchen, 5 Jungen) durchzuführen, die als deklarierte Sexualopfer ins Bellevue Hospital eingeliefert worden waren. Manche dieser Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren waren mit Geschlechtskrankheiten eingeliefert worden. Die untersuchte Gruppe ist also als extrem ausgelesen zu betrachten.

Leider geht aus der Untersuchung nicht genau hervor, welche Methoden angewandt wurden und die 16 Fallbeschreibungen sind so wenig systematisiert, daß die Intensität des Sexualkontakts und der Gewaltanwendung nicht deutlich erkennbar sind. Es befindet sich unter den Fällen sogar eine Inzest-Beziehung zwischen Mutter und Sohn, ein Fall also, der sonst selten zur Anzeige kommt.

Bender und Blau hatten kurz nach dem strafbaren Sexualkontakt festgestellt, daß mehrere der deklarierten Opfer entweder eine aktive oder eine gewährenlassende Rolle bei den Kontakten gespielt hatten, und daß die Kinder bei weitem weniger erschreckt und ängstlich waren, als die erwachsenen Erziehungsberechtigten. Die Eltern erwarteten offensichtlich von ihren Kindern, die Opfer geworden waren, daß sie mehr leiden mußten. Diese von den Erwachsenen vermuteten Schäden konnten aber kaum beobachtet werden. Demgegenüber schienen manche Schäden erst durch die Strafverfolgung zu entstehen. (S. 510) Bei den deklarierten Opfern wurden manche Verhaltensstörungen beobachtet, die ganz offensichtlich unabhängig von dem strafbaren Sexualkontakt schon vorher bestanden hatten. (S. 511) Insgesamt kommen Bender und Blau zu analogen Ergebnissen wie Gerchow. Die meisten Kinder scheinen durch den strafbaren Sexualkontakt ein Minimum an Zuwendung zu finden, welches sie bisher vermißten. Einige hatten den Kontakt positiv erlebt: "The experience of the child in its sex relationship with adults does not seem always to have a traumatic effect ... Secondly, the experience offers an opportunity for the child to test out in reality an infantile fantasy; ... their emotional reactions were remarkably devoid of guilt, fear or anxiety regarding the sexual experience. There was evidence that the child derived some emotional satisfaction from the experience." (S. 516 f.)