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Aus newsgroup-Diskussion:

Wenn der unbekannte Verfasser der Historia Augusta (Anf. 5. Jh. u.Z.) das Aussehen des "Kaisers" Diadumenian (Sohn des Macrinus, der fuer ein paar Tage im Jahr 218 u.Z. zum Kaiser proklamiert war) schildert, schwaermt er in Begriffen wie "unendliche Schoenheit, volle Lippen, ein Mund zum Kuessen...", etc.pp. Diadumenian war damals gerade 9 (in Worten _neun_!) Jahre alt - er war insofern der wirklich erste "Kinderkaiser" der roemischen Geschichte... Allerdings entspringt diese Schilderung eher der Phantasie des Autors der Historia Augusta, oder er hatte ein Muenzbild Diadumenians vor sich, wo der stets "etwas" reifer wirkt; vor allem wusste er nicht sein _exaktes_ Alter, er schaetzte Diadumenian, ich glaube (mein Text der HA ist momentan nicht greifbar), auf 13 oder so - die Quellenlage zu dieser Zeit war bereits damals aeusserst schlecht, so dass er keinen Beleg fuer das Geburtsjahr Diadumenians mehr finden konnte. Insofern also auch ein eher fraglicher Beleg dafuer, dass man(n) damals ALLGEMEIN derart junge Knaben bereits als besonders reizvoll empfand...

>Der Unterschied zu heute ist eigendlich der, das es damals fuer einen Mann durchaus normal war, Knaben und Juenglinge zu lieben, ja das es teilweise sogar gesetzlich Teil der Erziehung vorgeschrieben als war.

Richtig. Doch wie gesagt, unterhalb 12 Jahren galt es unter Freien als unschicklich. Aber wenn sich ein reicher Roemer einen noch juengeren Bett- SKLAVEN hielt, wer wollte es ihm verbieten? Schliesslich war der Junge ja sein EIGENTUM (gut, dass es heutzutage sowas nicht mehr gibt...).

>Es ist zu bezweifeln, das die Antiken frueher geschlechtsreif waren als der heutige Durchschnittseuropaeer

Allgemein wird aber von meiner o.g. Aussage ausgegangen (ich weiss nur nicht mehr, WO ich das mal gelesen habe). Erst im Mittelalter und der frueheren Neuzeit ging dann das Alter der Geschlechtsreife nach oben, um jetzt wieder (sogar recht schnell! - Umwelteinfluesse?) zu sinken. Und dann war/ist da noch das SUEDeuropaeische Klima als ein wichtiger Faktor... Die heute hier in Mitteleuropa anzutreffenden Verhaeltnisse sollten jedenfalls nicht verab- solutiert werden!

>Welcher Roemische Kaiser war das doch gleich der auf seinen Feldzuegen ein Knabenharem mitgenommen hat? (ernstgemeinte Frage)

Das war der Vorgaenger Hadrians, Kaiser Traian (reg. 98-117 u.Z.). Nach heutigen Begriffen (fast) ausschliesslich schwul waren folgende Kaiser:

Dazu noch jede Menge Leute mit stark bisexueller Komponente:

ach eigentlich fast alle! :-) Ich sollte lieber die Kaiser aufzaehlen, die REIN heterosexuell waren: da fallen mir fuer die Zeit, wo wir Infos ueber das Privatleben der roemischen Caesaren haben, also bis Ende des 2. Jh. u.Z., auf Anhieb nur Vespasian, Antoninus Pius und Marcus Aurelius ein. ;-)

Ach ja, und dann gab es da noch den TRANSSEXUELLEN Elagabal (reg. 218...222 u.Z.) - aber DER/DIE ;) passt eh in keine "Schublade"...

Siehe Royston Lambert "Beloved and God - The Story of Hadrian & Antinous". Das ist das IMO absolut beste FACHBUCH, das je zu diesem Themenkreis geschrieben worden ist. Ich befinde mich gerade mit einem Verlag in Verhandlungen, das sollte DRINGEND mal in Deutsch erscheinen - und ich koennte es uebersetzen. Die ersten Kapitel habe ich schon fertig...

Lies mal _Marguerite Yourcenar: "Ich zaehmte die Woelfin"_ - die fiktive Autobiografie des o.g. Kaisers Hadrian mit MASSIG Quellenverweisen im Nachwort. Das ist erstens ein GENIALER Roman, und zweitens fehlt das Buch in KEINER mir bekannten Fachbibliografie zu dieser Zeit - sosehr erfuellt es alle Voraus- setzungen, wie sie zurecht an WISSENSCHAFTLICHE Werke gestellt werden (insbe- sondere das lange Nachwort ist von allerhoechstem wissenschaftlichen Wert)!