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Lautmann R.

Die Lust am Kind

Klein Verlag, Hamburg (1994)

ISBN 3-89521-015-3

Auszüge

[S. 63] Diese Pädophilen kennzeichnet, daß sie sich zu einem gewissen Maß in das Kind einfühlen, daß sie sich bemühen, die Welt von dessen Warte aus zu betrachten. Zudem ist die Beteiligung des anderen, wie in fast allen Sexualformen, ein Punkt beständiger Aufmerksamkeit. Insofern wird das Kind von den Pädophilen nicht nur als Objekt, sondern stets auch als Sexualsubjekt gesehen.

Kinderszenen

Neugier. Überaus oft wurde uns berichtet, daß die Kinder wissen wollen, wie der Körper eines Menschen auch in den dem Schamgebot unterliegenden Teilen beschaffen ist. Die Wißbegierde bezieht sich auf das Aussehen und die sexuelle Funktion

Entdecken. Aus Neugier werden die ersten Schritte unternommen.

Die ganze erste Nacht war kein Schlaf zu finden. Er hat mit der Taschenlampe ständig unter der Bettdecke geleuchtet hat mich erforscht. Hat alles, jede Öffnung, ausgeleuchtet, nur im Sinn des Entdeckens. Er wollte wissen, wie ist denn das da, und aha, Haut zurück oder vor. Dann kam das nächste. Dann wollte er schnell, daß ich ihn auch berühre. In der ersten Nacht wollte er entdecken. In der zweiten Nacht war sein Interesse schon geringer. Übrigens, Kondome wollte er auch; die hat er ausprobiert an mir, aber dann war auch schon genug, wo er's einmal gesehen hatte.

Ausprobieren. Insbesondere über Knaben wird berichtet, wie einige von ihnen einen Versuch mir den einzelnen sexuellen Praktiken anstellen wollen. Sie begehen sozusagen das Feld ihrer genitalen Möglichkeiten. Dafür genügt in der Regel ein einziges Mal; dann ist die Sache abgehakt. Bericht über einen zwölfjährigen Türken:

Er wollte wissen, wie das ist mit der Frau, wenn die einen lutschen. Ich sollte es mal bei ihm machen. [] Der wollte jedesmal wieder was Neues kennenlernen. Ich habe mit dem so ziemlich alles ausprobiert, bis auf den Geschlechtsverkehr. Wir habens versucht, das hat aber nicht so geklappt. Dann wollte er noch wissen, wie ein Kuß geht. Da habe ich ihm halt einen Kuß gegeben, auch mit der Zunge, ich habe ihn ungefähr dreißig Sekunden geküßt, und er hat das genossen. Am nächsten Tag wollte er nicht mehr, er wollte eine Frau. Da war's zu Ende.

Schmusen. Man ist zärtlich miteinander, streichelt und kuschelt, nur sexuell in einem engeren Sinne ist das nicht.

Sich am Körper des anderen stimulieren. Über Mädchen wird gelegentlich berichtet, was möglicherweise nur dem pädophilen Blick auffällt: Sie drücken und reiben ihre Vaginalregion an irgendeinem Körperteil eines anderen [].

Mit den Genitalien spielen. Schon Kinder interessieren sich für einen ausgewachsenen Penis, ohne daß sich hiermit eine unmittelbar sexuelle, gar orgasmische Bedeutung verbände.

In der Gegenwart anderer onanieren. Das tun manche Jungen, jeder für sich, aber gemeinsam. Der Pädophile kann zu einem solchen anderen werden, obwohl das Skript für Kinder untereinander geschrieben ist.

Mit dem Feuer spielen. Die Phantasie einieger Jungen scheint bereits vor ihrer Pubertät so angeheizt zu sein, daß sie impulsiv bis an die Grenze des Aktivwerdens vorstoßen.

Einen der Großen herausfordern. Nicht immer wird von Kinderseite aus der Generationenabstand eingehalten. Mit allerlei Provokationen und Offerten, gewiß oft nicht ernstgemeint, wird die Kluft zu überspringen versucht. Der Pädophile mag das als Verführung registrieren, so unangemessen hier das Wort auch anmutet.

Mit einem starken Freund zusammensein. Das päderastische Szenario des Beschützens und Belehrens besitzt gelegentlich eine Entsprechung in der Kinderwelt.

Den Freund nur für mich haben. Verschiedentlich halten unsere Befragten ihre kleinen Freunde für eifersüchtig und sehen sich einem Besitzanspruch ausgesetzt.

Wenn der Jan da ist und wir miteinander quatschen wollen, dann muß Dieter grundsätzlich dazwischenquatschen. Wenn ich mal einen anderen Jungen kennengelernt habe beim Schwimmen, dann war er immer sehr eifersüchtig, war immer extrem nah bei mir. Er will mich am liebsten für sich ganz alleine haben. Das geht natürlich nicht immer. Ich kenne noch viele andere, aber sexuell ist nur mit dem Dieter.

Von dem anderen stimuliert werden wollen. Einige Kinder kennen bereits die intensiven Empfindungen, die beim Menschen hervorgerufen werden, wenn ein anderer ihre Genitalien berührt. Wir wissen nicht, von wem und unter welchen Umständen sie das kennengelernt haben. Den Pädophilen bringt seine freundliche Offenheit mit einem so motivierten Kind leicht zusammen.