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Andy K.

Aus Goyke & Schmidt 1998

Zum Zeitpunkt des Gesprächs ist Andy K. 18 Jahre alt. Ein Jahr lang und in sechs Filmen von Bleisch hat Andy mitgewirkt.

Wie ist der Kontakt zu Bleisch zustandegekommen?

Ja, 'n Kumpel hat mich drauf angesprochen. Daß Norbert so was macht und wenn ich will, auch so was machen könnte. Und, ja ich hab mir das erstmal überlegt gehabt, mich nachher mit Norbert verabredet, und er hat mir erzählt, worum es geht, was ich machen kann und wieviel und, ja, und denn hab ich nach 'ner Zeit Ja gesagt.

Aus welchen Gründen habt ihr überhaupt mitgemacht?

"Bei mir war es zuerst wegen dem Geld. Aber dann hat man das Geld gar nicht mehr gesehen. Es war nachher nur nocht, weil's Spaß gemacht hat. Man hat das Geld gerne genommen, sicherlich, macht man ja immer, aber irgendwo hat's nachher richtig Spaß gemacht, zu drehen, und die ganzen Leute ... Es war manchmal auch oft genug lustig. Manchmal ist auch Streß dabeigewesen, aber daß gehört halt dazu."

Worin bestand der Spaß?

"Das Drumherum, die Leute. Ja, wir haben das nie so ernst gesehen. Das lief nie so ernst ab: So, jetzt müssen wir und arbeiten, arbeiten, arbeiten und so, sondern wir haben aus allem meistens immer Spaß gemacht.

Wenn du eine Idee hattest, wurde sie ausprobiert?

"Ja, genau. Selber Ideen mit einbringen oder ... Es hat einfach Spaß gemacht, ich weiß nicht... Das Geld hat man dann irgendwann vergessen."

Andy, du mußt dich ebenfalls schließlich dafür entschieden haben, es auch mit Jungs zu machen. Wie kam denn diese Entscheidung zustande?

"Ich konnt mir das nicht vorstellen, mit Jungs zu drehen. In der Zwischenzeit hatte ich jemand kennengelernt, der schwul war, und mich zuerst nur so im Freundeskreis mit ihm unterhalten und was mit ihm unternommen, und irgendwo hat sich denn auch was entwickelt. Und dadurch kam das nachher, daß ich auch mit Jungs gedreht hab."

Hat die Filmarbeit eure eigene Sexualität beeinflußt oder verändert?

"Man lernt dazu. Man lernt vieles dazu ... Man lernt auch, was es alles gibt. Was zum Beispiel mit Jungs oder so. Wo andere früher nie den Mut dazu gehabt hätten. Man sieht halt was Neues, und man muß halt selber was daraus machen, und das haben ja auch die meisten gemacht. Ich sa jetzt mal, nicht unbedingt wenn nun einer Schwulenfilme gedreht hat, daß er nun gleich zum Schwulen geworden ist oder so. Bloß wenn es einer wird, dann ist es seine eigene Entscheidung. Und irgendwo muß er denn auch was Reizvolles daran finden oder muß es schön finden. Schöner als beim Mädchen oder so. Man sieht halt was Neues, und wenn es einem nicht gefällt, dann bleibt man halt nicht dabei. Und ich hab mehr mitgekriegt, daß so mit Jungs doch nicht so meine Welt ist. Ich fühl mich doch mehr zu Mädchen hingezogen als zu Jungs."

Skrupellos ist neben Mißbrauch das Wort, das im Zusammenhang mit Bleisch und seiner Pornofilmerei am häufigsten gefallen ist. [] Folgt man dieser Argumentation, so heißt das, wir sitzen am Abend des 21. Juli 1997 zwei Jungen gegenüber, die Opfer eines skrupellosen Mißbrauchs geworden sind. Von Andy K. wissen wir, daß er Bleisch immer wieder anbot, selbst mal ein Drehbuch zu schreiben: für die Pornofilme. Der Mißbrauch hatte seine Phantasie entzündet, ein bemerkenswerter Vorgang, bei dem sich das Opfer selbst die Szenarien seiner Opferung schreiben möchte.

Wie war euer Verhältnis zu Norbert Bleisch? Wie hat es sich nach dem ersten Gespräch entwickelt? Hat er mit euch auch über anderes als die Filme geredet?

"Wenn wir irgendwie'n Problem hatten, egal was für eins, konnten wir immer zu ihm kommen. Über Freundin, Eltern. Er hatte eigentlich immer für alles eine Antwort. Und eine Lösung."