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Anerzogene Gehorsamkeit gegenüber Erwachsenen

Es wird oft angeführt, Kinder seien erzogen, Erwachsenen zu gehorchen. Die Kinder würden deshalb nicht nein sagen, wenn Erwachsene von ihnen sexuelle Handlungen verlangen.

Dieses Argument zeigt lediglich, daß Freiwilligkeit beim Kind nicht ganz so einfach zu erkennen ist wie bei Erwachsenen. Durch ein Kind nicht gewünschte sexuelle Kontakte, die aufgrund solchen Gehorsams zustande kommen, sind nicht als freiwillige Kontakte einzustufen, sondern als durch Machtmißbrauch zustande gekommen.

Es zeigt nicht, daß es keine freiwilligen Kontakte gibt. Ohne die Frage zu untersuchen, wie häufig oder wahrscheinlich so etwas bei der heutigen Erziehung ist, kann eindeutig festgestellt werden, daß es viele Kontakte gibt, bei denen das Kind seine Meinung sagt. Es ist auch sowohl für den Erwachsenen als auch für die Umgebung normalerweise relativ leicht, festzustellen, ob die Zustimmung wirklich freiwillig ist.

Ansonsten ist der Kontakt bezüglich der Frage der Freiwilligkeit des Kindes her zumindest fragwürdig.

Erziehung

Die Erziehung ist heutzutage auch nicht mehr so, daß es den Kindern nicht mehr erlaubt sei, Erwachsenen zu widersprechen. Zwar werden die Entscheidungen in der Regel von den Erwachsenen getroffen, aber die Kinder werden für die Äußerung ihrer Interessen heutzutage normalerweise nicht mehr bestraft.

Dies heißt nicht, daß es nicht doch noch Kinder gäbe, die so erzogen sind, daß sie alles, was Erwachsene ihnen anweisen, ohne Widerrede ausführen, auch wenn es ihnen nicht gefällt. Solche Fälle dürften aber eher schon die Ausnahme sein.

Spezielle Eigenschaften des Erwachsenen

Selbst bei Kindern, die im Elternhaus stark unterdrückt werden, hat ein Außenstehender nicht unbedingt leichtes Spiel. Jeder Lehrer und Erzieher weiß das - die Kinder testen bei jedem aus, wie weit sie gehen können.

Ob ein Kind einem Erwachsenen gegenüber widerspruchsfrei gehorcht, liegt daher vor allem am Verhalten dieses Erwachsenen.

Kann ein Erwachsener, der wirklich herausbekommen will, ob das Kind mitmachen will, sich irren?

Irren kann man sich immer. Aber, wenn man sich auch nur einigermaßen bemüht, herauszubekommen, ob das Kind wirklich will, dürfte so etwas unwahrscheinlich sein.

Auch ein im Elternhaus unterdrücktes Kind, das auf die Aufforderung "Komm mit, wir machen ..." ohne Widerspruch gehorcht, wird auf die Frage "Hast Du Lust, ... zu machen?" wahrscheinlich eher seine eigene Meinung sagen. Sicherlich macht auch hier der Ton die Musik, und sicherlich kann man auch die Frage "Hast Du Lust?" so aussprechen, daß sie zum Befehl wird. Dies fällt aber doch eindeutig unter Druck. Wer "Hast Du Lust" so ausspricht, daß es als Druck wirkt, der weiß dies auch.